Die rote Insel
Ich schließ noch immer ab
Dabei ist alles leer
Ist alles fortgeschwemmt
Da drinnen gibt’s nichts mehr
Und keiner weiß genau
Was ich hier täglich mach
In diesem leeren Haus
Auf diesem roten Dach
Ich und mein Stoßgebet auf diesem Purpurziegelstrand
Auf dieser Insel die zwei Wochen lang im Wasser stand
Und drum herum ein Meer aus Schlamm wie eine graue Flut
Und diese große Lüge: Alles wird wieder gut.
Nun ist das Wasser weg
Wo hier ein Schleier liegt
Der leichter ist als Staub
Und dennoch so schwer wiegt
Und keiner gafft mehr her
Zu farblos unsre Welt
Ein grauer Schleier macht
Kein gutes Fernsehbild
Und alle folgten unsrem Leid sahn wie gebannt
Auf dieses Dach, die Insel die so lang im Blickpunkt stand
Doch all ihr Interesse wich zusammen mit der Flut
Bleibt diese große Lüge: Alles wird wieder gut.
Wir wohnen nun zu zwölft
Beim Bruder Geld ist knapp
Die Kinder neiden mir
Dass ich noch Schuhe hab
Schlimmer ist das Gefühl
Das jeder hier gewann
Das all das nächstes Jahr
Wieder passieren kann
Und wir stehn wieder auf dem roten Ziegelstrand
Darüber fliegt ein Hubschrauber den Staatsmann durch das Land
Und einer macht ein Foto grad wenn er betroffen tut.
Für diese große Lüge: Alles wird wieder gut.
Text: Georg Clementi inspiriert von Die Warterei ist das Schlimmste von Jana Gioia Baurmann, DIE ZEIT Nr. 31 vom 25. Juli 2013
Musik: Sigrid Gerlach-Waltenberger / Georg Clementi
Tom Reif: Irish Bouzouki, Banjo
Sigrid Gerlach-Waltenberger: Akkordeon
ZEIT-Artikel lesen
Lied anhören auf: