Ich wollte beten


Ich wollte beten heut Nacht
Doch Gott war nicht mehr da
Er sagte, dass er Urlaub macht
In diesem neuen Jahr

Er ziehe sich einfach zurück
An einen fernen Ort
Wir widern ihn alle nur an
Er möchte Ruhe dort
Was musste er nicht alles sehn
In dem vergangenen Jahr
Dann sagte er, so sprach er nie
Dass ihm zum Kotzen war.
Schon wieder wurde er missbraucht
Als Vater der Verfassung
Dabei schätzt er an Politik -
Nur deren Unterlassung

Einer in Rom behauptet noch
Dass unser Liebesspiel
Nichts mit der Liebe hätt zu tun
Mit Fortpflanzung doch viel
Nur diese sei von Gott gewollt
Dabei weiß dieser nicht
Dass er jemals so was gesagt
In seinem ewigen Licht

In seinem Namen stielt man Land
Und mancherorts auch Leben
Wohin er blickt, sagt er, nur Heuchelei
Da kann man von Glück reden
Dass ihm nicht schlecht geworden ist
Er wolle hier nicht sein
Es wäre besser für die Welt
Sie ist mit sich allein

Auch hätte er nun eingesehen
Dass es ihm besser ging
Als der Mensch weniger an Gott
Als an sich selber hing
Da hatte er wenigstens Ruh
Von unsrem Alltagskram
Von unsrer Gier und Grausamkeit
Hinterhältig und unbeugsam
Doch jetzt da wir seit einiger Zeit
Wieder so frömmelnd auf ihn sehn
Schämt er sich seiner Kreatur -
Und will weit von uns gehen

Ich wollte beten heut Nacht
Doch Gott war nicht mehr da
Er sagte, dass er Urlaub macht
In diesem neuen Jahr

Ich wollte beten heut Nacht
Doch mein Gott war nicht mehr da
Er sagt, dass es ihm besser ging
Als ich noch gottlos war

Text: Georg Clementi inspiriert von Gott in Urlaub von Ulrich Ladurner, ZEIT Nr: 1 vom 27.12.2012
Musik: Sigrid Gerlach-Waltenberger / Georg Clementi

Sigrid Gerlach-Waltenberger: Akkordeon
Klemens Lendl: Violine

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