Mir ist alles egal
 

Wie jeden Samstag eß ich mit Genuss mein Frühstücksei.
Dazu ein Brot mit Schinken, ich les Zeitung, ich hab frei.
Da steht was über Eier drin und über Dioxin.
Schon wieder ein Skandal; und ich merk, dass ich müde bin.

Ich kann mich nicht mehr aufregen.
Mir ist alles egal!
Zu viele Katastrophen schon,
kein Tag ohne Skandal.

Der Wahlbetrug, das Hochwasser, der geile Kirchenfürst.
Tabubrechende Schriftsteller, der Krieg, der zu nichts führt.
Das CO2, die Ölpest, der Finanzspekulant.
Die Welt ist schlecht, der Mensch korrupt, das ist doch altbekannt.

Wahrscheinlich ist es Abhärtung,
ich bin ein Egoist.
Ich schieb mir jetzt das Ei ins Maul,
und wenn `s mein letztes ist.

Es ist die Überforderung, es ist wie ein Burn-out,
ist, wie zu viele Emails, zu viel Sonne auf der Haut.
Ich hab nicht genug Empathie für alles was bewegt
Ich wär die ganze Woche lang verärgert und erregt.

Ich kann mich nicht mehr aufregen.
Mir ist alles egal!
Ich las schon so viel Schweinerein,
kein Tag ohne Skandal.

Ich glaub, ich hab schon mehr Lebensmittelskandale gehabt, als Freundinnen. Ich kann mich nicht mehr aufregen. Vielleicht hängt es mit dem Alter zusammen.
Man müsste sich spezialisieren. Man liest zum Beispiel nur noch Nachrichten über… Tierquälerei, oder den Afghanistankrieg, oder Mukoviszidose.
Ich kann mich aber so schwer entscheiden.

Wahrscheinlich bin ich selbst am End
Hier der größte Skandal.
Schiebt Euch die Eier doch ins Maul,
Mir ist alles egal!

Text: Georg Clementi inspiriert von einer Kolummne von Harald Martenstein, ZEITmagazin Nr.6 vom 03.02.11 
Musik: Georg Clementi / Sigrid Gerlach-Waltenberger

"Mir ist alles egal! Esst Eier! Seid korrupt!" Harald Martenstein

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