Sind die Erdbeeren reif
jetzt tanzt Du wieder durch die Stadt
Deine Schritte werden so leicht
Und es kommt schon von Tag zu Tag seltener vor
Dass mein Anblick dein Herz noch erreicht
Die Mädchen genießen das Lüftchen sehr
Das ihnen die Röcke hebt
Und auch du merkst wie so manch gediegener Herr
Dass die Liebe im Hosenbund lebt
Doch ich kann mich nicht freuen sind die Erdbeeren reif
Ich kann mich nicht freuen wie du
Für dich ist der Sommer die süßeste Zeit
Doch ich schaue bei alldem nur zu
Das Betteln hat leider nur ene Saison
Wie der Spargel der Schilift das Meer
Denn wenn es schon warm wird im U-Bahnschacht
Dann öffnen sich die Herzen nur schwer
Wenn frostig der Wind über's Stoppelfeld weht
Wenn es draußen am Bahnhofsplatz schneit
Wenn es gegen halb fünf langsam dunkel wird
Das ist meine beste Zeit
Denn ich kann mich nicht freuen sind die Erdbeeren reif
Ich kann mich nicht freuen wie du
Für dich ist der Sommer die süßeste Zeit
Für mich bleiben die Geldbörsen zu
Obwohl's auch im Winter nicht Mitgefühl ist
Das mir deine Münze entlockt
Es ist nur die Angst dass auch ein Mensch wie du
Wenn er fällt tief in der Gosse hockt
Wenn dir frostig der Wind um die Ohren pfeift
Wenn es draußen am Bahnhofsplatz schneit
Dann stellst Du Dir das alles lebhafter vor
Die Kälte den Hunger und das Leid
Darum freu ich mich nicht sind die Erdbeeren reif
Darum freu ich mich nicht so wie du
Und wenn es am Markt oben Erdbeeren gibt
Mach ich müde die Augen zu
Für dich ist der Sommer die süßeste Zeit
Ich mach müde die Augen zu
Text: Georg Clementi inspiriert von Saisonarbeit Betteln von Heike Kunert. DIE ZEIT vom 01.07.10
Musik: Sigrid Gerlach-Waltenberger
"Unlängst in der S-Bahn fiel mich die Erkenntnis an, dass auch Betteln streng genommen eine Saisonarbeit ist." Heike Kunert
ZEIT-Artikel lesen
Lied anhören auf: